Big Brother auf dem FS Meteor
Nach seinem Ruf als mariner Psychologe an eine amerikanische Eliteuniversität
stellte Prof. B. aus HB entsetzt fest, daß der vorgeschriebene Feldversuch
in mariner Psychoanalyse zum ultimativen Erfolge leider noch fehlte.
Was tun? Flugs wurde ein im Fernsehen augenblicklich beliebtes Konzept
implementiert - Big Brother is watching you. Um Copyrightverletzungen rechtzeitig
vorzubeugen, mußte ein brandneues Konzept entwickelt werden. Was
lag näher, als sich die endlosen Weiten des Südatlantiks zu nutze
zu machen. Ein Schiff mußte her. Glücklicherweise verfügt
der Deutsche Staat über ausreichende Mittel unbekannter Dritter, schwimmfähige
Containerträger für derartige Forschungsvorhaben bereit zu stellen.
Innerhalb nur eines Sommers gelang es eine Beobachtungsmannschaft unter
der nautischen Reiseleitung von Martin Kull,
Oliver Meyer, Lutz Mallon und Frank Göldner zusammenzustellen. Der atlantische Ozean nahe der namibianischen Küste wurde wegen seines Auftriebs, der sich positiv auf das Sozial- und Arbeitsverhalten der Teilnehmer auswirken würde, ausgewählt. Zahlreiche wissenschaftliche Spiel- und Spaßgeräte für die aufwendigen Tages- und Wochenaufgaben der Testpersonen wurden mit großem Aufwand nach Walfisch Bay gebracht. 21 TeilnehmerInnen sollen in 21 Tagen unter ständiger Beobachtung härtesten Prüfungen ausgesetzt werden, um ihr Kreativpotential und ihr Spontanversagen zu messen Für die TeilnehmerInnen dagegen lautet das Ziel: entweder eines der Spielgeräte oder eines der Versuchskaninchen bei der wöchentlichen Sicherheitsübung an Bord des Big Brother Schiffes Meteor abzuwählen und selbst bis zum Ende dabei zu bleiben. Zu gewinnen gab es Wasser aus großer Tiefe, unschätzbare Dreckpartikel, gelöstes Eisen, Reste marinen Lebens, sowie plötzlich verstorbene Coccos und dergleichen vieles mehr...
Um die Repräsentanz der Studie zu gewährleisten, wurde ein undurchsichtiger Casting-Modus entwickelt. Neben den freiwilligen BewerberInnen wurden einige FahrtteilnehmerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem etwas ferneren Ausland (London, Süd-West-Afrika) rekrutiert. Nur soviel konnte über den Rekrutierungsmodus in Erfahrung gebracht werden - ausgeprägte Männlichkeit, Step-Erotische Kenntnisse, ein gewisses technisches Unverständnis sowie hohe soziale Kompetenz, gepaart mit einem gigantischen Spaßfaktor haben sicherlich eine Rolle gespielt. Laienhaftes Tischtennisspiel war die einzige Grundvoraussetzung, die öffentlich bekannt wurde. Die TeilnehmerInnen wurden nach erfolgreichem Casting in kleinere Gruppen mit eigenen Spielaufgaben aufgeteilt, wobei eine gewisse ortsbezogene Sortierung (nicht unbedingt nach Größe) erfolgte. Es entstand ein rein norddeutsches Team aus Bremen und Hamburg, dessen Spielaufgaben sich auf die Oberfläche des Meeres konzentrierte, ein Mixed-Team aus Heidelberg und Kiel, dem vorgemacht wurde, daß der Tiefenozean interessanter sei als alles andere auf der Welt, ein Mini-Team, bestehend aus einer Zweierrandgruppe (die Coccofanten), dessen Aufgabe es war, den anderen TeilnehmerInnen die Biologie schmackhaft zu machen (in Form von Phytoplankton-Burgern) und schlußendlich eines Gast-Teams aus dem Gastland Namibia, dessen Aufgabe die Unterstützung aller Teams war.
Zum besseren Verständnis der Big Brother Meteor Show hier
die tragenden Figuren:
Die tragischen Rollen spielten Uwe der Super - Organisator Schüßler,
Prof. B. aus HB als Herbergsvater und Le Frog der Scholten als Junior-Reiseleiter.
Diese markanten drei Erfinder des Projektes tarnten sich als Teilnehmer
im Selbstversuch, um eine direkte Kommunikation der Opfer mit den Tätern
zu ermöglichen und gegebenenfalls in das Geschehen verspätet
einzugreifen. Den übrigen Personen auf dem nachfolgenden Bild kamen
verschiedene Rollen zu, die sie sich mühevoll im Verlaufe der Sendestaffel
erkämpft haben.
Die Rundumversorgung (technischer und kulinarischer Natur) wurde von
zahlreichen Mitarbeitern der R & F (Reise & Ferien) Gesellschaft
in höchster Vollendung gewährleistet.
Im folgenden die absoluten Highlights der 20 Showtage.
Tag 1 - Die Show beginnt !
Beim Betreten der Meteor wurde den TeilnehmerInnen als erste
gemeinsame psychosoziale Streßsituation der Reisepaß entwendet,
so daß frühzeitige Fluchtversuche bereits an der Hafengrenze
gescheitert wären.
Die erste wirkliche Herausforderung für die TeilnehmerInnen war
dann das Aufbauen der Spielgeräte und das Einrichten der Partyräume.
Unglücklicherweise war ein Spielgerät - das sagenumwobene plastikummantelte
Einleiterkabel - nicht rechtzeitig zu Showbeginn im Containerdorf, so daß
Team A bereits zu Beginn massive psychische Einbußen hinnehmen mußte.
Damit diese nicht zum frühzeitigen Totalausfall führten, musste
rückwirkend der Tag 3 zum Tag 1 erklärt werden. Entgegen aller
Erwartungen gelang den TeilnehmerInnen schon zu Beginn ein wesentlicher
Achtungserfolg, denn erste Erkenntnisse zur marinen Fauna stellten sich
ein: der gemein-gewöhnliche Seeotter mit seinem immerwährenden
infantilen Flossenklatschen und unmotivierten Umherplanschen ist genauso
verhaltensauffällig wie seine Kollegen im Zoo - beruhigend.
Resozialisierungsmaßnahmen für Team A laufen auf Hochtouren.
Kleine
Geschenke, wie z. B. unbezahlbares Oberflächenwasser aus dem östlichen
Südatlantik und jede Menge schleimige Filterrückstände sowie
die aufopferungsvolle Arbeit der anderen Gruppenmitglieder als Street Worker
potenzieren den therapeutischen Erfolg. Hierbei hat sich der eigens für
diese Aufgabe selbsternannte Breitbandfrauenversteher (BFV) besondere Verdienste
erworben - höchst erfraulich...äh...erfreulich.
Im sozialen Aufwind befinden sich dagegen Team B (Mixed Team) und die
Randgruppe, denen erste soziale Verflechtungen unter dem jetzt vorhandenen
Einleiterkabel gelangen. Einzelne TeilnehmerInnen zeigen sogenannte welleninduzierte
Resonanzeffekte, die sich in zwanghaftem Nichterscheinen an Deck und verhaltensauffälligen
Gesichtsentgleisungen äußern. Zur Beruhigung von Prof. B. aus
HB, Super-Uwe, dem Le Frog Scholten und Lord Helmsche, dem Presse-Attaché
hat Tag 2 bewiesen, daß nur wenige der komplizierten Spielgeräte
"kaputt" wirken und deshalb leider noch nicht abgewählt werden können.
Mit der Ausbringung der Meteorins eigentliche Spielareal wurden
erste subtile Abwandlungen der Spielregeln betreffend der Fütterungszeiten
aktiviert, außerdem wird ab sofort 24 Stunden am Tag gespielt. Einzelne
TeilnehmerInnen reagieren mit ersten intrazerebralen Ausfallerscheinungen.
Trotzdem - das Spaßometer ist am Anschlag.
Weitere Verschärfung der Spielregeln - Tagesaufgaben werden nur
noch nachts bekannt gegeben, dafür wurden die Wochenpläne kompromißlos,
aber spontan gestrichen. Emotionale Eruptionen der Stärke 7.8 auf
der nach oben offenen Keif-Skala (O-Ton: "Ich will jetzt einen Plan"!)
begleiten die Einführung des neuen Regelwerks. Team A befindet sich
jetzt wieder im emotional freien Fall, während Team B und die Randgruppe
aufgrund der gemeinsamen Nutzung diverser Spielgeräte und des Fun-Equipments
auf der Meteor auf undurchsichtige Weise miteinander zu verschmelzen
scheinen - das ist in situ Psychomagie. Augenzeugenberichte untermauern
die Vermutung, es könne sich hierbei um die Folgen einer gemeinschaftlichen
multiplen audioalkoholischen Betoxung handeln.
Nebenbei: Fräulein E. aus HD, welches Rettungsboot?
Die erste Sicherheitsübung verläuft ergebnislos, Team A hat eindeutig die meisten Spielpunkte und Geschenke gesammelt, konnte sich aber nicht auf ein Spielgerät oder einen Teilnehmer für das öffentliche Kick Out ins "Blaue Regal" begeistern - schade eigentlich. Team B favorisiert klar den schwächelnden MUC. Haben MUC´s eigentlich geschlechtsspezifische Unarten? Möglicherweise weibliche, denn für ganz viel Zureden spielt Sie nur ein wenig (O-Ton: anonyme Quelle). Im Funsektor dagegen sind Team B, die Randgruppe sowie eine Ausnahmeerscheinung aus HB eindeutig die Wochensieger. Infolge musikgesteuerter zuckender Bar-barei (eih...eih...eih...) kam es zur Neuentdeckung verloren geglaubter Step-Erotik Grundschritte, die nur auf festgeschraubten Tischen und roten Plüschsitzgruppen formvollendet präsentiert werden können. Hierfür gab es die maximale Punktzahl in der A-Note (technische Ausführung). Mit "Would You...go to ......... (Zensur)...with me" wurde das Barometer der B-Note von Fräulein E. aus HD zum Anschlag gebracht - künstlerisch äußerst wertvoll.
Dieser Tag zeichnet sich durch die Bewältigung der Hälfte
des psychosozialen Spiels aus.
Allen TeilnehmerInnen ist es Dank der großen Spielfreude und
dem sich stetig steigernden Funpotential gelungen, massiv Punkte zu sammeln
und Geschenke einzustreichen.
Auch das bisher wenig beschenkte Team B hat jetzt mit wunderbar angesäuertem
Tiefenwasser und einigen sehr verschmutzen Filtern im technischen Bereich
aufgeholt. Im Gegenzug konnte zweifelsfrei ein Höhenflug des Spiel-
und Spaßometer bei Team A und dem Gastteam nachgewiesen werden. Zeit
für eine umwerfende musikalische audioalkoholische Betoxung aller
TeilnehmerInnen - Prost.
Das Spielprogramm ist selbst für die völlig unerfahrenen
SelbstdarstellerInnen im Big Brother Programm zur Routine geworden. Die
nautische Reiseleitung sowie die Produzenten des Programmes verzichten
auf neue Spielregeln infolge der dynamischen Eigenkreativität der
TeilnehmerInnen
und der psychosozialen Gesamterfolge. Kern dieser Entwicklung war die teamübergreifende
Initiative, das Leistungspotential anhand eines surrealen Turniers der
Tischtennis-Luschenklasse zu testen.
Bemerkenswert im Sinne der in situ Psychomagie waren in diesen Tagen die Aussprüche: "Frau Doktor, sie will immer nur küssen", "Die Antwort auf alle Fragen ist 42", "Igitt der nimmt Proben....ist der spießig", und "Hilfe, ich habe auf mein Schlepptop geascht".
Die abschließende Sicherheitsübung brachte zwei durchaus ungewöhnliche Erkenntnisse.
Fräulein E. aus HD wurde mit Hilfe der vom Beobachtungs- und Serviceteam mitgeführten Überlebensanzüge in ein kleines orangefarbenes Männchen verwandelt, das vermutlich nur nach Hause telefonieren will. Ferner konnte erstmals das Geschlecht des MUC`s durch reproduzierbare Feld-, See- und Wiesenversuche eindeutig bestimmt werden. Männlich. Hat Probleme mit dem Vorspiel und kommt zu früh.... Im Wiederholungsfall nicht tolerabel und daher eindeutiges Votum: ab ins "Blaue Regal". Nach reiflicher Überlegung und Informationen verschiedener Quellen wird jedoch entschieden, auf besseres Wetter zu warten, da männliche MÜCe Schönwetterspielzeuge sind (Schipper, 2000).
Kurz vor Ablauf der Spielzeit, bleiben viele spannende Fragen getopter psychosozialer Spontanforschung noch offen, deshalb wird kurzerhand entschieden, den ersten Teil der Reise zu wiederholen um die bereits gewonnenen Erkenntnisse zu bestätigen. Den TeilnehmerInnen wird diese innovative Idee als finale Spielregelergänzung angepriesen. Das Projekt nähert sich mit riesigen Schritten und musikalischen Entgleisungen über das Snowboard fahren (Guano Apes lassen Grüßen) seinem Ende. Table-Dance ist mittlerweile fester Bestandteil des Nebenbei-Programmes zwischen 4 und 6:30 Uhr morgens nach erfolgreichem Fieven und Hieren der in situ Babies und Rosettchen mit 0.5.
Was sonst noch geschah: Infolge der aufschlußreichen Selbsterkenntnis des BFV, daß ......... (Zensur) nicht über Verständnis erreichbar ist, wurde eine Politikwende eingeleitet. Von nun an sollte der ebenfalls selbsternannte Gandhi als offenes Ohr fungieren. Derweil entschied sich der BFV für den zweckmäßigeren Namen GoFlo. Die ausgeglichene Stimmung der TeilnehmerInnen während des Endspiels des surrealen Sportevents verhinderte eine Massenhysterie aufgrund der letztlich nun doch zunehmenden Spielgerätemängel.
Punktabzug für den Gran Reserva Torpedo mit der Frage: ....und, schon fertig ......?
Mit dem Einlauf in Walfisch Bay endet die Sendung und Sie können das Gästebuch nun ohne Selbstvorwürfe einfach schließen - wenn Sie wollen. Sicher ist jedoch, daß dieses einzigartige Projekt noch mindestens 100-mal wiederholt werden muß, bis endgültig der Beweis erbracht ist, daß es nichts besseres gibt, außer Meteor zu fahren - das Schlauchboot läuft außer Konkurrenz.
Keine/r der TeilnehmerInnen wurde abgewählt und auch das "Blaue Regal" kam nicht zum Einsatz, obwohl oftmals angedroht.
Daß dieser phantastische psychosoziale und kommerziell sinnvolle Pilotstreifen überhaupt an die Öffentlichkeit gelang, ist der illegalen Initiative verdeckter Presseermittlungen zu verdanken und all den TeilnehmerInnen und OrganisatorInnen, die keine dummen Sprüche gescheut haben, um die Aufzeichnung zu erleichtern - sprich allen eben.
Sicherlich wäre dieses Mega-Event ohne die unglaubliche Professionalität der nautischen Reiseleitung und ihrer allgegenwärtigen und hilfsbereiten Mannschaft undenkbar gewesen - ein Dank läßt sich nur schwer in Worte fassen!!!!!!!
Und wir sagen "Schiff ahoi" und schalten Sie auch morgen wieder ein,
wenn es wieder heißt - WIR SIND MIT METEOR GEREIST!
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